Jiu-Jitsu ist eine umfassende aus Japan stammende Form der Selbstverteidigung, die in früherer Zeit die Kampftechniken der Samurai ergänzte, wenn sie keine Waffe zur Hand hatten.
Wörtlich übersetzt bedeutet Jiu-Jitsu sanfte oder auch nachgiebige Kunst. „Jiu“ steht für nachgebend oder ausweichen, „Jitsu“ bezeichnet eine Kunst. Zusammenfassend besagt dies, dass man die Kraft des Gegners nutzt, um diesen zu überwältigen.
Im Vergleich zum neueren Ju-Jutsu (eine Abwandlung des Jiu-Jitsu die u. a. auch bei Polizeikräften ausgebildet wird) werden im Jiu-Jitsu auch traditionelle Elemente des Zen-Buddhismus praktiziert, da die japanische Kampfkunst sowohl die körperliche als auch die geistig-seelische Entwicklung trainieren soll. Nichtsdestotrotz gibt es eine Vielzahl moderner Einflüsse auf das Jiu-Jitsu.
Im Jiu-Jitsu Training werden Griffe und Techniken zur Selbstverteidigung wie Würfe, Hebel-, Würge-, Transport-, und Festlegegriffe geübt. Außerdem werden Schlag- und Tritttechniken gegen vitale „Atemi“-Punkte (Schwachstellen) des menschlichen Körpers gelehrt. Was diese Kunst so besonders macht, ist die Tatsache, dass es keine fest vorgeschriebenen Techniken gibt. Jiu-Jitsu ist ein System und der Schüler wählt sich Techniken aus, die ihm besonders liegen. Man kann sagen, dass das Jiu-Jitsu sowohl Elemente des Karate als auch des Judo und des Aikido enthält, wobei sich das Judo und Aikido aus dem Jiu-Jitsu entwickelt haben.
Trotz seiner ständigen Weiterentwicklung ist das moderne Jiu-Jitsu tief in der japanischen Tradition verwurzelt. Etikette, gegenseitige Achtung und die Werte des Do („Weg“ – im Sinne von ethischen und moralischen Grundlagen) stellen unverzichtbare Bestandteile dar, die von einem ernsthaften Jiu-Jitsuka auch in das Privatleben übertragen werden. Das moderne Jiu-Jitsu beinhaltet neben dem konsequenten Erlernen der Technik auch die Charakterschulung und positive Persönlichkeitsentwicklung und fördert so auch das erforderliche Selbstbewusstsein für den Ernstfall.

Dennoch ist Jiu-Jitsu rein defensiv und nur zur Abwehr vorgesehen. Die innere Einstellung zum Training lässt sich am besten mit den Worten von Lao-Tse beschreiben:

Wie in fast allen anderen Kampfkünsten auch, bedient man sich im Jiu-Jitsu eines Systems aus farbigen Gürteln, das den jeweiligen Kenntniss- und Erfahrungsstand des Trägers zum Ausdruck bringen soll. Begonnen wird mit dem weißen Gürtel (Rokkyu), der den Anfänger kennzeichnet. Im Laufe der Ausbildung verändert sich die Farbe der Schülergrade über gelb, orange, grün und blau bis zum braunen, dem höchsten Schülergrad (Ikkyu). Nach einer ausgiebigen Vorbereitung kann sich der Träger des Ikkyu dann der Prüfung zum Sho-Dan, dem ersten Meistergrad stellen. Hier wird vom Prüfling erwartet, dass er nicht nur die technischen Elemente des Jiu-Jitsu beherrscht, sondern ebenso dessen geistige und moralische Hintergründe erfasst.

Grundsätzlich gilt: Ein beständiges Üben und Erfassen des Weges ist wesentlich lohnenswerter, als das eilige Hasten von einer Graduierung zur nächsten. Auch wenn die vorgeschriebenen Vorbereitungszeiten zwischen den Schülergraden oft nur sechs Monate betragen, wird es sich auszahlen, wenn man eine gründliche Ausbildung der Gürteljagd vorzieht. Die im Prüfungsprogramm genannten Vorbereitungszeiten stellen lediglich Mindestanforderungen dar, deren Unterschreitung definitiv keine ordentliche Vorbereitung zulässt. Jeder Budoka muss sich bewusst sein, dass wesentlich mehr zur Kunst gehört, als nur die Beherrschung der technischen Abläufe.

„Lieber ein guter Grüngurt, als ein schlechter Blaugurt“ – Diese Aussage trifft auf alle Gürtelfarben zu und sollte von jedem Budoka beherzigt werden.

 

Die Schülergrade
  6. Kyu = Rikkyu: Gürtelfarbe weiß, Anfängergrad / Unterstufe (mit gelben Band am Gürtelende nach der Prüfung)
  5. Kyu = Gokyu: Gürtelfarbe gelb, Unterstufe
  4. Kyu = Yonkyu: Gürtelfarbe orange, Unterstufe
  3. Kyu = Sankyu: Gürtelfarbe grün, Mittelstufe
  2. Kyu = Nikyu: Gürtelfarbe blau, Mittelstufe
  1. Kyu = Ikkyu: Gürtelfarbe braun, Oberstufe

Anmerkung:
Allgemein kann gesagt werden, dass mit den aufsteigenden Graden erwartet wird, dass die Beherrschung der Techniken immer mehr verfeinert wird. Kann der Gokyu eine Technik noch in der Grobform demonstrieren, wird vom Ikkyu erwartet, dass er eine wesentlich kompliziertere Technik in der Einsatzform demonstrieren kann. Zusätzlich sollte er ein fundiertes Wissen um die Hintergründe des Jiu-Jitsu und des Budosports allgemein haben.

Die Meistergrade
(Die einzelnen Grade können an einem Gürtelende durch farbige Balken oder japanische Schriftzeichen gekennzeichnet werden.)
  1. bis 5. Dan =Sho-Dan, Ni-Dan, San-Dan, Yon-Dan, Go-Dan: Gürtelfarbe schwarz
  6. bis 8. Dan = Rokku-Dan, Shichi-Dan und Hachi-Dan: Gürtelfarbe rot-weiß
  9. und 10. Dan = Ku-Dan und Ju-Dan: Gürtelfarbe rot

Den Ursprung der meisten Budo-Sportarten vermutet man in Verbindung mit der über 3.000 Jahre alten indischen Massagekunst, in der schon über 100 schmerz- und lebensempfindliche Stellen am menschlichen Körper bekannt waren. Genaue Herkunft und historischer Ursprung des Jiu-Jitsu sind unbekannt. Verschiedene Thesen, die einander nicht ausschließen, werden dazu genannt.

Jiu Jitsu ist offenbar im Zuge des Kulturaustauschs durch Mönche und Händler nach Japan gekommen. Belegt ist aber auch, dass die Samurai waffenlose Kampfsysteme kannten, mit denen sie sich verteidigen konnten, wenn sie vom Pferd gefallen oder entwaffnet worden waren. Da das Sumo schon lange in Japan bekannt war, ist davon auszugehen, dass die Ringtechniken der Krieger in Rüstungen, die Kumiuchi genannte wurden, schon gewisse Griffe beinhalteten, die später im Jiu-Jitsu wieder auftauchten.

Schon im 12. Jahrhundert hat es eine japanische Schule für den Handkampf gegeben, die von Shinra Saburo gegründet wurde. Inwieweit hier bereits chinesische Techniken Einfluss nahmen, ist nicht nachvollziehbar.

Der eigentliche Impuls ging von dem Chinesen Chin-Gen-Pin aus, der 1659 nach Japan kam und dort drei Samurai in einer Art des chinesischen Boxens unterrichtete. Diese Samurai verbanden die Techniken mit dem, was sie schon kannten und nannten es „Jiu-Jitsu“, die nachgiebige Kunst.
Nachdem das Jiu-Jitsu einmal bekannt war, wurde es an vielen Schulen, die ihre speziellen Techniken jedoch geheim hielten, vermittelt. In Büchern und Schriftrollen waren die verschiedenen Techniken zwar beschrieben, diese Dokumente blieben aber innerhalb der Schulen und wurden immer nur dem jeweiligen Oberhaupt übergeben.

Während der Tokugawa-Zeit gab es über 100 Schulen für Jiu-Jitsu. Aus diesem Umstand erklärt sich auch die Vielfalt des Jiu-Jitsu.

1903 kam Jiu-Jitsu nach Deutschland. Während eines Freundschaftsbesuches zweier japanischer Kreuzer in Kiel wurden asiatische Nahkampftechniken vorgeführt. Kaiser Wilhelm II. gibt Anweisungen, für diese Techniken des Jiu-Jitsu einen Lehrer zu engagieren. Ono, Higashi, Tani, Uynichi und Mayaki kommen nach Deutschland und lehren Jiu-Jitsu.

Jiu-Jitsu hat heute eine weltweite Verbreitung gefunden. Das Weltzentrum für Jiu-Jitsu, die Nippon Seibukan Academy in Kyoto, wurde 1968 durch die UNESCO als B-Mitglied anerkannt.

Die japanischen Schriftzeichen für alle drei Begriffe sind dieselben, doch wie werden diese japanischen Schriftzeichen nun eigentlich korrekt ausgesprochen?

Die wohl einzige korrekte Schriftform für das Jiu-Jitsu ist die japanische Schrift.
Sie ist in drei Gruppen unterteilt: Die sino-japanischen Kanji, bei denen ein Wort oder ein Teil eines Begriffs mit einem Zeichen wiedergegeben wird („Wortzeichen“).

Die beiden Kanji für J(i)u-Jitsu (Jutsu) sind hier abgebildet und dem Jiu-Jitsuka wohl gut bekannt.

Irgendwann in der Vergangenheit musste eine auch für Nichtjapaner lesbare Form gefunden werden, da die Kontakte zum Ausland immer intensiver wurden. Für die Umschrift in die lateinische Schrift haben sich so verschiedene Systeme herausgebildet. Die drei bekanntesten sind Nipponshiki romanji, Kunreishiki romanji und Hebonshiki romanji (Hepburn-System). Es handelt sich dabei im Prinzip um die phonetische Wiedergabe verschluckt.

In Japan selbst verwenden heute verschiedene Stellen unterschiedliche Umschriftsysteme, da es gibt kein offiziell vorgeschriebenes Transkriptionssystem gibt. Eine bestimmte lateinische Schreibweise von Jiu-Jitsu (Ju-Jitsu,Ju-Jutsu, etc.) als die einzig richtige gibt es also rein sprachwissenschaftlich nicht.

Die unterschiedlichen Bezeichnungen können im Westen jedoch ein Hinweis auf unterschiedliche Verbandszugehörigkeiten und historische Hintergründe sein. Die ursprünglich in Deutschland „importierte“ Form und Bezeichnung ist Jiu-Jitsu. Dies belegt die Tatsache, dass die ersten Schulen in Deutschland als Jiu-Jitsu-Schulen ausgeschrieben wurden (z. B. Erich Rahn um 1906) und alte Bücher vom Beginn des 20. Jahrhunderts über das Dschiu-Dschitsu (erst später Jiu-Jitsu) sprechen, bzw. schreiben.

1967 wurde im Auftrag des Bundesinnenministeriums, das für Polizei, Zoll, Justiz und Streitkräfte ein effektives, stiloffenes und -übergreifendes System der waffenlosen Selbstverteidigung suchte, durch mehrere Dan-Träger vom Deutschen Dan-Kollegium aus Techniken des Jiu-Jitsu, Judo, Karate, Aikido und anderen Kampfsportarten ein neues Selbstverteidigungssystem zusammengestellt. Da die „sanften“ Techniken gegenüber Tritten und Schlägen überwogen, nannte man das Ganze „Sanfte Kunst“, Ju-Jutsu. Somit gibt es Ju-Jutsu nur in Deutschland. Die erste vollständige Fassung des neuen Regelsystems wurde am 22. April 1969 veröffentlicht. Im Jahr 2000 ging man wieder dazu über sich wieder mehr dem traditionellen Jiu-Jitsu anzugleichen, da man erkannte, dass dieses Jahrhunderte alte System sehr effektiv und ausgewogen ist.

Die Bezeichnung Ju-Jitsu findet sich eher selten. Zwar gibt es Verbände, die diese Bezeichnung im Namen führen, jedoch benutzen ihre Mitglieder in aller Regel auch die Bezeichnung Jiu-Jitsu für ihren Sport.

Die Sparte Jiu-Jitsu im TKJ Sarstedt hat ganz bewusst die Bezeichnung „Jiu-Jitsu“ gewählt. Zum einen galt es, sich historisch und strukturell klar zum deutschen Ju-Jutsu abzugrenzen, zum anderen sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass man die effektive, traditionelle japanische Methode des Jiu-Jitsu vertritt.

Jiu-Jitsu ist eine alte japanische Kampfkunst, die tief in der Geschichte und in Traditionen verwurzelt ist. Jiu-Jitsu wird seit vielen Jahrhunderten betrieben und wurde in ihrer ursprünglichen Form von den Samurai entwickelt. Daher kommt es auch, dass im Gegensatz zu anderen Sportarten, wie z. B. Fußball, spezielle Regeln herrschen, die Ihr beachten solltet.

Betritt ein Budoka (jemand der Kampfsport betreibt) ein Dojo (Trainingsstätte), so verbeugt er sich (Gruß). Er bringt damit zu Ausdruck, dass er das Dojo und seine Mitglieder respektiert und sich den Ordnungen und Regeln des Budosport unterwirft.

Ihr solltet Euch um die Sauberkeit im Dojo und in der Halle bemühen (keinen Müll herumwerfen und benutzte Trainingsgeräte wieder aufräumen).

Die Matten betritt man nicht mit Schuhen, sondern barfüßig und in einem sauberen und ordentlichen Gi (Anzug). Saubere Hände und Füße, sowie kurzgeschnittene Nägel (Verletzungsgefahr) dürften selbstverständlich sein. Saubere Kleidung und der richtige Gürtel je nach Kyu- (Schüler) oder Dan-Grad (Meister) gehören auch zum ordentlichen Erscheinungsbild eines Budoka. Lange Haare sollten zusammengebunden werden (dies taten auch die Samurai). Zur eigenen Sicherheit müssen alle Schmuckstücke (Ketten, Armbänder, Uhren, Ringe, Ohrringe) vor dem Training abgelegt werden, da durch sie schwerste Verletzungen verursacht werden können.

Außerhalb der Matte tragen wir Schuhe oder Sandalen (Zoris), um keinen Schmutz auf die Matten zu tragen.

Das Dojo ist ein Ort der Ruhe. Beim Betreten der Matte verbeugt sich jeder Trainingsteilnehmer am Mattenrand. Er bekundet damit, dass er nun bereit ist, am Training teilzunehmen.

Alle Trainingsteilnehmer stellen sich zum Angrüßen auf der Matte gegenüber dem Meister (Sensei) auf, wenn dieser die Matte betritt. Der höchstgraduierte Kyu- oder Dan-Grad steht ganz rechts (vom Sensei aus gesehen links). Die anderen Trainingsteilnehmer stellen sich in absteigender Gürtelfarbe an seiner linken Seite auf.

Der Lehrer (Sensei) kündigt „Seiza“ (übliche Sitzhaltung) an. Dabei knien alle zur ruhigen Einstimmung auf das bevorstehende Training ab. Der Oberkörper ist aufrecht, die Hände ruhen auf den Oberschenkeln, der Atem geht automatisch ruhig. Dann erklärt der Sensei „Kamiza Moksuo“ (frei für „Meditation / Konzentration“). Alle Teilnehmer schließen die Augen so, dass man ca. noch 1 Matte erkennen kann und bereiten sich geistig auf das Training vor – dabei drehen alle sich Richtung „Kamiza“. Nach dem Ruf „Jame“ (jap. Stop oder Ende) oder „Mokuso Jame“ öffnet man die Augen wieder. Es folgt der Ruf „Sensei ni rei“ (jap. Gruß zum Lehrer) durch den höchstgraduierten Schüler, worauf sich alle im Sitz verbeugen. Anschließend folgt der Ruf „Otaga ni rei“ (jap. Gruß für alle) durch den zweithöchsten DAN-Träger. Man legt bei der Verbeugung im „Seiza“ die Hände vor den Knien auf die Matte (Handfläche nach unten), beugt den Kopf und den Oberkörper vor (nicht mit der Stirn die Matte berühren, sondern ca. 10 cm über der Matte bleiben). Wenn sich alle Trainingsteilnehmer wieder zum Sitz aufgerichtet haben, erhebt sich zuerst der Sensei, dann stehen alle Schüler auf und machen eine Verbeugung.

Kommt jemand zu spät zum Unterricht, so meldet er sich beim Trainer und entschuldigt sich. Der Trainer muss wissen wer am Training teilnimmt, damit er merkt, wenn jemand fehlt. Grüßt die Gruppe gerade an, so wartet man in Sitzhaltung bis sie fertig ist. Nie die Matte betreten wenn, angegrüßt wird.

Während des Trainings macht jeder Teilnehmer so gut er kann mit und trainiert nach den Maßgaben des Trainers. Vor und nach dem Üben einer Technik verbeugen sich die Partner zueinander (nicht bei jeder einzelnen Technik, sondern je „Trainingsblock“).

Ein Trainingsteilnehmer darf während des Trainings das Dojo nicht einfach verlassen, sondern muss unbedingt den Lehrer oder einen Betreuer verständigen, damit dieser den Sachverhalt kennt und notfalls eingreifen kann, wenn ein Trainingsteilnehmer wegen einer Verletzung oder Übelkeit von der Matte gehen muss.

Muss man eine kleine Pause einlegen oder wird vom Lehrer eine Technik gezeigt, so setzt man sich am Mattenrand im „Seiza“ (Sitzhaltung) ab, um die anderen nicht zu stören. Muss man die Matte während des Trainings verlassen, so zieht man immer seine Schuhe an.

Die Fortgeschrittenen dürfen nie vergessen, dass ihr Verhalten maßgebend ist für das Verhalten der Anfänger und damit für die ganze Trainingsatmosphäre.

Am Ende des Trainings folgt wieder eine Grußzeremonie wie an dessen Beginn. Alle Trainingsteilnehmer lassen in der Meditationsphase das vergangene Training nochmals im Geiste vorbeiziehen. Nach dem Aufstehen verbeugen sich alle leicht im Stand zum Lehrer hin; die Teilnehmer bedanken sich dadurch für das Training, der Trainer bekundet seinen Dank für die Teilnahme am Training und für die Disziplin. Zum Schluss verbeugen sich die Trainingspartner zueinander, um ebenfalls ihren Dank auszudrücken und sich für eventuelle Schmerzen oder kleinere Verletzungen zu entschuldigen. Beim Verlassen der Matte grüßt man wieder am Mattenrand.

Wenn Ihr Fragen zur Etikette habt, so könnt Ihr jederzeit einen der anwesenden Trainer oder Betreuer befragen. Wir sind dazu da, dass Ihr uns fragen könnt!

Geschichte des Jiu-Jitsu

 Als „sanfte Kunst“ wurde das JIU-JITSU in Deutschland bekannt. In der Übersetzung ist das Wort „JIU“ als „weich (sanft)“ und „JITSU“ als „Kunst (Können)“ zu bezeichnen.

JIU-JITSU ist die Abwehr gegen einen Angriff unter Ausnutzung von Hebelgesetzen, optimierter Motorik und in Kenntnis der lebenswichtigen Stellen am menschlichen Körper.

Über die Entstehung und über das Zeitalter des JIU-JITSU wird vieles unterschiedlich dargestellt.

 

A. Herkunft in Fernost

Den Ursprung für die meisten BUDO-Sportarten vermutet man in Verbindung mit der über 3000 Jahre alten indischen Massagekunst, in der schon über 100 Schmerz- und lebensempfindliche Stellen am menschlichen Körper bekannt waren.

 

Aber auch andernorts gab es Formen des Zweikampfes. Bei Ausgrabungen gefundene Fresken und Zeichnungen vermitteln, daß Wettkämpfe in der Antike sehr bekannt waren und hoch eingeschätzt wurden.

Für Europa gilt, daß in vielen Ländern (auch im deutschsprachigen Raum) eine waffenlose Selbstverteidigung geübt wurde, die in vielen Griffen und Würfen unserem JIU-JITSU sehr ähnlich war.

 

Für den asiatischen Raum ist belegt, daß der Chinese CHIN-GEMPIN im Jahre 650 nach Japan kam und in Owari eine Selbstverteidigungskunst lehrte, die man durchaus als JIU-JITSU bezeichnen kann. Die japanischen Adeisfamilien erkannten sehr bald, daß die Beherrschung dieses Systems für sie und ihre Gefolgsleute großen Nutzen brachte.

 

CHIN-GEMPIN wurde in den Adelsstand erhoben; er starb 1671 in Owari. Für die SAMURAI (Ritterkaste) gehörte JIU-JITSU schon ab dem frühen 1 7. Jhd. zu den ersten Pflichten und wurde im sogenannten „BUSHIDO“, dem Ehrenkodex, festgelegt. Das Zurückweichen gegenüber dem Angreifer galt allgemein als Ausdruck von Angst oder Feigheit und wurde verpönt. Als Grundprinzip des JIU-JITSU bezweckte es aber für den SAMURAI, beim Angreifer das Gefühl einer scheinbaren Überlegenheit aufkommen zu lassen; er wurde zu leichtfertigem Kämpfen veranlaßt und konnte daraufhin sehr leicht überwunden werden.

Mit am Aufbau und an der Entwicklung des JIU-JITSU waren neben den SAMURAI die NINJA beteiligt. Dies waren hochspezialisierte Einzelkämpfer. Weiterhin gab es als Grundlage der heutigen Form die kämpferischen Fertigkeiten der WAKO (Piraten) und KOMOSO (ritterliche Bettelmönche).

Von der normalen Bevölkerung, die kaum Rechte besaß und z. B. bis zum Jahre 1871 noch nicht einmal einen Namen tragen durfte, gingen wenige Impulse aus; diese entwickelten damals die Kampfkunst KOBUDO (Waffentechniken) zur Höchstblüte.

 

In den Jahren 1600 bis 1853 war Japan von der übrigen Welt weitestgehend abgeschlossen. Mit der darauf folgenden Offnung des Landes setzte unter den Japanern eine gewisse Verachtung der eigenen Kultur ein; das neu von außen Kommende wurde verherrlicht. Dies hatte auch Folgen für das JIU-JITSU; zudem wurde es von den aufkommenden Waffen verdrängt.

Der deutsche Medizinprofessor Dr. Erwin Bälz, der zwischen 1876 und 1905 an der Kaiserlich-Japanischen Universität in Tokio lehrte, kann für sich in Anpruch nehmen, die alte Kunst der Selbstverteidigung in Erinnerung gebracht zu haben.

 

Er hatte den JIU-JITSU-Lehrer TOTSUKA, der bereits 70 Jahre alt war, bei Vorführungen gesehen und war davon so angetan, daß er für seine Studenten an der Universität diese Ubungen als Gymnastik einführte.

Einer der eifrigsten Studenten war der spätere Professor JIGORO KANO.- Er studierte die unterschiedlichen Systeme der Selbstverteidigung, sammelte deren Techniken und fügte sie zum JIU-JITSU als Lehrprogramm an den Hochschulen und als Sport zur Ertüchtigung der Studenten ein. In den Folgejahren entwickelte er es zu einer sich weltweit verbreitenden Kampfsportart. dem JUDO

(„sanfter Weg, sanfte Kunst“). Bereits 1882 richtete KANO seine eigene Schule, das K0D0KAN, ein.

 

B. Entwicklung in Deutschland

Bereits Anfang dieses Jahrhunderts zeigten einige Japaner in London und Berlin JIU-JITSU als Selbstverteidigung. Katsukuma Higashi trat im Zirkus Schuhmann in Berlin auf und nahm dort Herausforderungswettkämpfe gegen jeden Atheleten an. Unter anderem besiegte er den damals sehr bekannten britischen Boxmeister Fitsimonis.

 

Im Jahre 1907 kamen zwei japanische Kreuzer zu einem Besuch nach Kiel. Bei dieser Gelegenheit wurden dem Deutschen Kaiser JIU-JITSU-Techniken in Selbstverteidigung und Zweikampf vorgeführt. Der Kaiser war von den Vorführungen so angetan, daß er die sofortige Einstellung eines JIU-JITSU-Lehrers, und zwar AGIDARE ONO für die Militärturnanstalt in Berlin und für die Hauptkadettenanstalt Lichterfelde anordnete.

 

Zwischenzeitlich (1906) gründete der Altmeister Erich Rahn in Berlin eine JIU-J1TSU-Schule, die noch heute existiert. Hierdurch wurde diese Kunst außer dem Militär und der Polizei auch jeden interessierten Bürger zugänglich gemacht. Rahn hatte bereits als 15-jähriger durch die Handelsbeziehungen seines Vaters mit Japan und China Gelegenheit, JIU-JITSU kennenzulernen und zu üben. Der Krieg legte 1914 bis 1918 alle sportlichen Aktivitäten still. Um das Interesse am JIU-JITSU wieder zu wecken, trat nun Erich Rahn ebenfalls im Zirkus und in Theatern vieler Großstädte auf und kämpfte gegen jeden, der sich ihm stellte. Auf Initiative von Erich Rahn und seinen Schülern Alfred Rhode und Max Hoppe wurden die ersten Vereine in Berlin und Frankfurt/Main gegründet. Die Gründung des ersten „Reichsverbandes für JIU-JITSU“ folgte 1924. Auf der Sitzung des RfJ im Oktober 1925 wurden alle Berufskämpfer und selbständige Sportlehrer ausgeschlossen, soweit sie nicht einem Amateurverein angehörten.

In Köln wurde 1926 die erste Deutsche Einzelmeisterschaft im JIU-JITSU durchgeführt.

 

Neben dem RfJ waren im Deutschen Athletik Sportverband und im Arbeiter Turn- und Sportbund weitere JIU-JITSU-Abteilungen errichtet worden. Im Jahre 1930 gab es in den Verbänden bereits mehr als 100 JIU-JITSU-Vereine und Abteilungen.

 

Im April 1930 wird in den Universitäten Köln und Hamburg JIU-JITSU in das Programm der pflichtgemäßen Leibesübungen aufgenommen. 1931 bringen die Rundfunksender Köln, Hamburg, Hannover, Bremen, Kiel und Flensburg in ihren Programmen einen JIU-JITSU-Lehrgang über 3 Monate. Dies war schon ein Fortschritt, denn wenige Jahre vorher lehnten große Tageszeitungen noch Veröffentlichungen im Sportteil ab, weil sie meinten, JIU-JITSU nicht als Sport betrachten zu können. Viele UnfaIlversicherungen lehnten es noch lange Zeit ab, JIU-JITSU mit in die Pauschalverträge der Sportvereine aufzunehmen.

Im August 1932 wurde unter der Leitung von Alfred Rhode die erste Internationale JUDO-Sommerschule mit vier japanischen Judolehrern durchgeführt, In dieser Sommerschule gab es die Erkenntnis, daß JIU-JITSU die Wirkungsvollere Selbst-verteidigung, das daraus entwickelte JUDO jedoch für den Wettkampf besser geeignet ist.

Professor KANO bereiste Mitte 1933 mit einigen Judomeistern Europa. Während eines Lehrganges in Berlin hatte er eine Aussprache mit dem Reichssportführer. Bei dieser Gelegenheit wurde die Bezeichnung „JUDO“ amtlich in Deutschland eingeführt.

 

Nach dem 2. Weltkrieg 1945 wurde JIU-JITSU und JUDO als vormilitärische Ausbildung durch Kontrollratsbeschluß von den Besatzungsmächten verboten.1 ½ Jahre nach den Amerikanern hoben auch die Briten dieses Verbot am 8.September 1949 wieder auf. Das JIU-JITSU entwickelte sich allerdings im Gegensatz zu den anderen Budo-Sportarten nicht so ausführlich.

Zu Gunsten des JUDO und des KARATE verbreitete es sich nicht so stark. Dies hat sich allerdings in den letzten Jahren stark geändert. Es gibt nun wieder viele JIU-JJTSU-Vereine Ende der 60-er Jahre hat sich das JU-JUTSU etabliert.Dieses wurde aus bestimmten Techniken des JUDO, KARATE und AIKIDO zusammengesetzt. Abgesehen vom Aufbau des Prüfungsprogrammes ist es durch aus in vielen mit dem JIU-JITSU identisch. Die ersten JU-JUTSU DAN-Träger kamen aus dem JIU-JITSU.