Okinawa Kobudo
(Waffenkünste aus Okinawa)

Kobudo – die Kunst der Waffenhandhabung – hat eine ähnliche Entwicklung durchgemacht wie Karate. Ursprünglich aus China wurde die Kunst in Okinawa über mehrere Jahrhunderte angepasst und weiterentwickelt. Kobudo ist aus den Sportschulen der Moderne fast ganz verschwunden.

Die traditionellen Waffen wurden von Bauern und Fischern als Werkzeuge ihrer täglichen Arbeitgebraucht, die jedoch auch zur Selbstverteidigung dieser Bevölkerungsgruppe dienten, da diesen der Besitz von „echten“ Waffen untresagt war.

Für die Beherrschung der Waffen im Kobudo braucht es viel Einsatz und unzählige Repetitionen. Ziel ist, die Waffe als Verlängerung des eigenen Körpers einzusetzen und sie nicht mehr als Fremdobjekt wahrzunehmen.

Durch Kobudo wird ein generelles Verständnis für Waffen erreicht, d.h. für deren Vor- und Nachteile auf verschiedene Distanzen.

Die Waffen sind ganz allgemein eine ideale Ergänzung zum Training und fördern eine grössere Körperbeherrschung die nicht einfach bei den Fingern aufhört.

Nachdem im Weissgurt Stadium die Grundelemente des Karate mit leeren Händen gelernt wurden, können ab Grüngurt Level erste Techniken mit dem Bo, Jo, Nunchaku oder Tonfa geübt werden.

Auf Schwarzgurt Niveau wird erwartet, dass die Grundelemente und die erste Kata mit dem Bo, Nunchaka und Tonfa beherrscht werden.

Bo und Jo

Bo (Tragstange, ca. 180 cm) und Jo (Wanderstab, ca. 120 cm) sind vermutlich die ältesten Waffen, da sie ständig zur Hand waren. Ein Stock ist auch heute noch die absolut praktischste Waffe. Ein Stock (Besenstiel, Baseballschläger, Ast, Eisenstage etc.) findet sich fast überall. Er lässt sich sehr einfach und effektiv einsetzen. Im Gegensatz zu den chinesischen, elastischen Waffen mit ihren sehr dynamischen Techniken, sind unsere Techniken mit der harten Waffenausführung etwas gemächlicher. Das Jo und das Bo sind unsere längsten Waffen und lehren ein grösseres Distanzgefühl. Durch diese Länge erreichen ihre Enden sehr grosse Geschwindigkeiten, was die sehr effektiv macht.
Das Jo, besser noch das Bo durch seine etwas ruhigere Art, sind ideale Geräte für den Einstieg in die Waffenkünste. 

Nunchaku(kon)

Das Nunchaku, der Dreschflegel, ist vermutlich die bekannteste Waffe im Kobudo. Das haben wir den Bruce Lee Filmen zu verdanken.

Durch die grosse Bekanntheit des Nunchakus existieren unzählige Ausführungen. Holz-, Plastik-, Gummi- oder sogar Metallversionen, rund oder oktagonal, von kurz bis lang, von leicht bis schwer, mit Ketten- oder Schnurverbindung und sogar als Teleskopversion, um in einer kleinen Tasche zu verstecken.

In den Händen eines Könners ist das Nunchaku eine ausgezeichnete Waffe und die Bewegungen sehen auch sehr spektakulär aus. Das Nunchaku braucht aber sehr viel Trainingsaufwand, da es aus beweglichen Teilen besteht und immer die Gefahr besteht, beim Aufprall unkontrolliert zurückzuschnappen.

Tonfa

Die Tonfa bildete die hölzerne Handkurbel des Korn- und Reismahlsteins. Sie ist zusammen mit dem Bo und dem Jo eine der einfacheren traditionellen Waffen. Fast alle Karate Techniken können unverändert auch mit zwei Tonfa ausgeführt werden. Die Tonfa ist eine sehr wirksame und interessante Waffe, sobald die Dreh- und Schwingbewegungen beherrscht werden.

Sai

Die Meinungen über den Ursprung des Sai gehen weit auseinander, ob es ursprünglich bereits als Waffe gedacht war oder ob es z.B. von einem Werkzeug der Fischer abstammt.
Das Sai mit seinen Spitzen ist sehr wirksam. Die beiden kurzen Gabeln bilden ausserdem einen guten Handschutz und ermöglichen es Waffen eines Angreifers zu blockieren.
Wie beim Tonfa können mit dem Sai die meisten Karate Techniken unverändert in einer kompakten Form ausgeführt werden.

Kama

Die Kama (Sichel) hat eine sehr robuste, breite und scharfe Klinge die zumSchneiden von Korn, Reis etc. gebraucht wurde. Sie war eines der wenigen Klingengeräte die den Bauern nicht weggenommen wurde.
Die Kama ist die gefährlichste Waffe im Kobudo. Mit ihr kann beinahe alles durchdrungen werden. Partnerübungen erfordern grosse Kontrolle. Im Kushido ist die Kama die letzte Waffe, die unterrichtet wird.